Die bewegte Geschichte des WV Rosenheim
Im Folgenden wollen wir Ihnen Einblicke in die Geschichte des Wirtschaftlichen Verbandes gewähren. Die vielen Jahre und Jahrzehnte, in den der Wirtschaftliche Verband in Rosenheim wirkt, auch nur auszugsweise darzustellen, würde hier den Rahmen sprengen.
In der Chronik "Bürger für Bürger" können Sie jedoch die bewegte Geschichte eines der erfolgreichsten Verbände in unserer Region nachlesen.
Die Gründung des Wirtschaftlichen Verbandes
Quellenhinweis: Textauszüge und Fotos dem. Stadtarchiv Rosenheim (Hrsg.), Rosenheim 2000 - Eine Stadt im 20. Jahrhundert sowie aus der Chronik des Wirtschaftlichen Verbandes der Stadt und des Landkreises e.V. "Bürger für Bürger" 1930 bis 1992 von Werner Krämer
Nach dem ersten Weltkrieg, der Inflation, der Weltwirtschaftskrise und der großen Arbeitslosigkeit lebte ein großer Teil der Rosenheimer Bürger in verarmten Verhältnissen. Ein Aufschwung war nicht in Sicht. Stadtrat und Stadtverwaltung gelang es offenbar nicht die regionale Wirtschaft anzukurbeln.
Das sollte sich ändern, als einige beherzte Geschäftsleute nach der Wirtschaftskrise, am 13. März 1930, einen „Wirtschaftsverband“ gründeten. Verbandsziel war die Förderung des wirtschaftlichen Lebens in Rosenheim.
Zum ersten Vorsitzenden wurde Rechtsanwalt Karl Hauch gewählt, sein Stellvertreter war der Schlossermeister Oskar Koch, Kassier wurde Kaufmann Leopold Maier und Schriftführer der Holzhändler Josef Heliel. Als Beisitzer unterschrieben Glasermeister Theodor Gietl, Hafnermeister und späterer Bankleiter Georg Gradl, Bootsbauer Johann Klepper, Dachdeckermeister Hermann Kunstmann, Bahnschaffner Ludwig Reiser und Kaufmann Karl Seifert die Gründungsurkunde und die Statuten. Der neu gegründete Verband wurde gleich aktiv und übernahm die Organisation und Durchführung des bereits damals schon in Stadt und Land beliebten Rosenheim Volksfestes.
Man schloss Verträge mit der Stadt, den Vereinen und 35 Schaustellern, die aus 52 Bewerbern ausgesucht worden waren. Statt eines Herbstfestes kam 1930 aber "nur" ein Trachtenfest zustande, das für den Wirtschaftlichen Verband jedoch ein voller Erfolg wurde.
Grundsätzlich richtete der Verband sein Hauptaugenmerk auf die Gestaltung des Herbstfestes, das ab 1931 bis 1938 regelmäßig stattfand und bei dem eine Reihe von namhaften Rosenheimer Bürgern für die Organisation Hilfe leistete. Ab 1933 fand das Fest, das nun verbindlich „Herbstfest“ hieß, immer kurz vor Beginn des Münchener Oktoberfestes statt.
Daneben bemühte sich der Verband aber auch - unter besonderem Einsatz des 1. Vorsitzenden Hauch - um die Einrichtung von 13 privaten Omnibuslinien zur besseren, verkehrstechnischen Anbindung Rosenheims an das Umland.
Im Jahr 1939 stellte der Verband infolge des Kriegsausbruchs jede Tätigkeit ein. Am Kriegsende im Mai 1945 wurde der Verband dem Registergericht als aufgelöst gemeldet.
Neugründung des WV nach dem 2. Weltkrieg
Wieder war es eine Initiative Rosenheimer Bürger, die den Verband am 13. Januar 1949 neu gründeten. In der ersten Mitgliederversammlung am 24. Januar 1949 im Ratskeller (Hotel Hofbräu an der Kaiserstraße) kam es zu einer lebhaften Diskussion mit den Vertretern der politischen Parteien, die in der Verbandsgründung eine neue Partei auf kommunaler Ebene befürchteten.
Und weil die Funktionäre aus Gründen der Überparteilichkeit nicht eingeladen waren, sagte der damalige SPD-Fraktionsführer im Stadtrat, Sepp Sebald, dem WV einen "...wütenden Kampf" an. Worauf Verbandsvorsitzender Adam erläuterte: "Wir wollen nicht Interessen eines Standes vertreten, sondern einzig und allein das Interesse der Stadt Rosenheim; wir sind und werden selbstverständlich niemals ein Politischer Verein ..."
Der Verband erhielt nun den Namen "Wirtschaftlicher Verband der Stadt Rosenheim e.V." mit dem Zweck der Förderung wirtschaftlicher, kultureller und verkehrspolitischer Interessen der Stadt, was in der Satzung ausdrücklich festgelegt wurde. Rechtsanwalt Adam wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Unter seiner rührigen Leitung kam es im Mai 1949 zur 1. Südostmesse, außerdem auch zur Gründung zahlreicher Arbeitsausschüsse zum Beispiel für Verkehr, Kultur, Industrieschau und für das Herbstfest.
Mit den erzielten Gewinnen von SOM und Herbstfest konnte der Wirtschaftliche Verband beispielsweise wesentlich zur Finanzierung des Klepperstegs über das Rosenheimer Bahngelände beitragen. Damals war dies für hunderte von Arbeitern bei den Klepper-Werken eine wichtige Verkehrsverbindung.
Unter den weiteren Vorsitzenden, ab 1964 Josef Braun, ab 1969 Josef Großmann und ab 1997 Alfons Döser, konnte der Verband auf eine immer breitere Basis gestellt werden. Ausbau der Loretowiese, Bau des Glückshafens, Christkindlmarkt, Fußgängerzone, Stadthalle sowie Kongresszentrum sind nur einige Beispiele für die Tätigkeiten des Verbands.
Josef Großmann war es auch, der den Aufgabenbereich des Wirtschaftlichen Verbandes unter dem Motto "Stadt und Land - Hand in Hand" auch auf den Landkreis ausgedehnt hatte. Er schuf die Fremdenverkehrs-, Verkehrs- und Kulturausschüsse und integrierte die Faschingsgilde in den Verband. 1978 wurde eine Umbenennung im Vereinsregister hinterlegt: Aus Wirtschaftlicher Verband der Stadt Rosenheim e.V. wurde der Wirtschaftliche Verband der Stadt und des Landkreises Rosenheim e.V. - Verein zur Förderung wirtschaftlicher, kultureller und verkehrspolitischer Interessen der Stadt und des Landkreises Rosenheim.
Seit seinen Anfängen entwickelte sich der Wirtschaftliche Verband zu einer für Stadt und Landkreis Rosenheim unentbehrlichen Einrichtung.